OD – offener Dialog
In West-Lappland wird seit 30 Jahren «open dialogue» entwickelt, angewandt, gelebt und beforscht.
Dort schaffen deutlich mehr Menschen mit psychotischen Krisen den Weg zurück in Arbeit und Ausbildung, mit
weniger Tagen in der Klinik und weniger Medikamenten als in Vergleichsregionen1. Das hat uns hellhörig und
neugierig gemacht. Und so haben wir beide
die systemische Fortbildung in Netzwerk- und Familientherapie „open dialogue“ besucht und haben die
Hoffnung, «in eine mögliche Antwort hineinzuwachsen»2 statt vorschnell vermeintliche Lösungen zu
präsentieren.
Im «offenen Dialog» gibt es Prinzipien und Kernelemente, mit denen man versucht «open dialogue»
erkenntlich zu machen. Dazu gehört schnelle Hilfe ebenso wie Flexibilität und Kontinuität. Prinzipien, die
uns richtig erscheinen. Kernwerkzeug im «open dialogue» sind Netzwerkgespräche. Netzwerk meint hier nicht
ein Netz aus professionellen Helfern, sondern die Menschen, die für dieses Gespräch wichtige Teilnehmende
sind. Die beste Freundin, die Eltern, Partner, Tante Trudi, der Lehrmeister... Wer mitkommt, entscheiden
nicht wir, sondern die Hilfe-Suchenden. In einem Netzwerkgespräch holen wir als Moderierende uns die
Erlaubnis laut darüber nachzudenken, was das Gehörte bei uns angestossen hat, sei es als Gedanke, Gefühl
oder Körperwahrnehmung. Wir zeigen unsere Reaktionen, so subjektiv wie sie sind. Wir bieten nicht Tipps,
Lösungen, Expertise an. Eher steuern wir unseren Teil zur gemeinsamen Suche bei. Im Gespräch mit den
Menschen - nicht nachher, ohne sie, in der Teambesprechung, beim Kurvenrapport, etc. Hier haben wir das
Gefühl, „nichts über uns ohne uns“ und „Augenhöhe“ näher zu kommen.
Weiterführende Informationen:
Offener Dialog Deutschland
Informationsfilme
Quellen:
1 Vortrag von Jakko Seikkula, Professor of Psychotherapy Department of Psychology, University of Jyväskylä,
International meeting on the treatment of psychosis, Warschau 2019
2 Rainer Maria Rilke „an einen jungen Dichter“